Entspannung mitten am Schulvormittag
wo kommen wir denn da hin?
- wenn das alle machen...
- geht das?
- ist das denn erlaubt?
- kann man sich denn dann überhaupt noch konzentrieren?
Diese Fragen stellen sich, wenn man sieht, wie unsere 5. und 6. Klassen mitten am Schulvormittag plötzlich im Ruheraum verschwinden und dort eine Auszeit nehmen. Warum tun sie das?
Weil sie merken, dass es gut tut. So bewerten sie selbst das Angebot "Achtsamkeit im Schulalltag":
Und was passiert da mitten im Schulalltag?
Die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen kommen für jeweils eine Stunde in der Woche während des Schulvormittags. Je eine Gruppe von maximal 15 Personen kann im Ruheraum betreut werden. Im Ruheraum herrscht eine gute Stimmung und Atmosphäre. Bei Entspannungsmusik und einer schön gestalteten Mitte kann (fast) jeder entspannen. Wenn alle (im Raum und bei sich)angekommen sind, überlegen wir gemeinsam, welche Form der Entspannung für den Moment am sinnvollsten ist. Die Schülerinnen und Schüler kennen inzwischen verschiedene Methoden und benennen selbständig, was für sie im Moment wichtig ist. Neben Konzentrations- und Meditationsübungen ist die "Große Entspannung" sehr wichtig. Auch der Wechsel von Stille und Bewegung findet großen Anklang. Dabei sitzen wir zuerst still meditierend auf Yogakissen und begeben uns anschließend zur "Gehmeditation", bei der in großer Aufmerksamkeit Schritt vor Schritt gesetzt werden muss und beide Füße im gleichmäßigen Tempo und richtigen Winkel abgerollt werden. Diese Bewegungsart erfordert große Achtsamkeit sich selbst, dem "Vordermann" und dem nachfolgenden Mitschüler gegenüber. Die anschließende "große Entspannung" wird umso tiefer erlebt, je konzentrierter die Übungen vorher praktiziert worden sind.
Und was wollen wir damit erreichen?
Wir bekommen Zugang zu Ruhe und Besinnung. Wir erleben Stärkung unserer Selbst- und Körperwahrnehmung und wir lernen Achtsamkeit im Umgang mit uns selbst und anderen. Wir genießen die Ruhe und die Atmosphäre des Raumes und alle sind dabei ausgeglichener und friedfertiger. Neben Meditation und sog. Hatha-Yoga Übungen (Körperübungen) üben wir auch das Zazen, eine Praxis aus dem Bereich der Zen-Meditation. Alle Übungen helfen bei der Erweckung spiritueller Energie, der Suche nach Harmonie von Leib und Geist und schenken zunehmendes Körperbewusstsein. Auch schaffen sie einen Ausgleich zu den Belastungen des Lebensumfelds, stärken den Körper, die Atemkraft und schenken die Fähigkeit, den Herausforderungen des Schulalltags gelassener zu begegnen.
Der Schulalltag ist sehr turbulent und die Schülerinnen und Schüler kommen oft sehr unruhig in den Ruheraum. Mitunter ist es sehr anstrengend, zur Ruhe zu kommen, dennoch spüren alle deutlich, wie gut es ihnen geht, wenn sie sich auf die Stille einlassen.
Und was sagen die Klassenlehrer dazu?
Die Bewertungen der Kollegen zeigen, dass durch dieses Angebot auch deren schulischer Alltag entlasten werden kann.
Solch positive Rückmeldungen motivieren, das Angebot "Achtsamkeit im Schulalltag" mit Engagement weiter zu entwickeln.
Ulrike Wolf, Religionslehrerin i.K.